Strategiewende für Polen

— Pressemitteilung —

Die polnische Wirtschaft verzeichnet ein starkes Wachstum im ersten Quartal 2022. Die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze stiegen stetig, begleitet von Lohnzuwächsen und niedriger Arbeitslosigkeit. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine wird jedoch erhebliche Folgen für Polen haben. 

Nach Angaben der Weltbank wird für Polen ein jährliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,9 Prozent im Jahr 2022 prognostiziert, da der Krieg in der Ukraine die polnische Wirtschaft stark beeinträchtigt.  Es wird erwartet, dass sich das Konsum- und in geringerem Maße auch das Investitionswachstum erheblich verlangsamen wird, was teilweise durch die Finanzpolitik ausgeglichen wird. Die Inflation wird voraussichtlich Ende des Jahres ihren Höhepunkt erreichen, da sich der Anstieg der Energiepreise verlangsamt und die Geldpolitik gestrafft wird.

Polen, das fast 60 Prozent der aus der Ukraine geflohenen Menschen aufgenommen hat, wird voraussichtlich einen erheblichen Anstieg der Nachfrage nach öffentlichen Dienstleistungen und Wohnraum verzeichnen, was die öffentlichen Finanzen unter Druck setzen wird. Auf der anderen Seite könnte dies die Wirtschaft durch eine höhere Binnennachfrage kurzfristig ankurbeln.

Laut Marek Wasinski, Leiter des Außenhandelsteams am Polnischen Wirtschaftsinstitut, sind die Vielfalt und die Größe der polnischen Wirtschaft der Schlüssel für ihre Widerstandsfähigkeit in der Krise. Die engen Beziehungen zur deutschen Wirtschaft sind ein weiterer Faktor für diesen Erfolg. Wasinski bezeichnet die Umwelttechnologie als den potenziell interessantesten Bereich für künftiges Wachstum in Polen. Die geplante Umstrukturierung der Energiewirtschaft, weg von der Kohle und hin zu erneuerbaren Energien, könnte ein wichtiges Betätigungsfeld für deutsche Unternehmen sein. Weitere Sektoren, die man im Auge behalten sollte, sind Unternehmens- und IT-Dienstleistungen. Auch bei der Automatisierung und Digitalisierung der polnischen Wirtschaft und insbesondere des verarbeitenden Gewerbes gibt es ein wachsendes Potenzial für eine Zusammenarbeit.

Auch wenn die polnische Wirtschaft angesichts der hohen Inflation und der Ungewissheit langsamer wachsen dürfte, würde ein schnelles Ende des Krieges das BIP steigern und die Inflation senken. 

(Quelle: FocusEconomics, OECD, The World Bank)